Schluesselbeinbruch (Claviculafraktur) - Tipps und Links

Tipps

Die Theologie und die Medizin sind die einzigen Wissenschaften, die wie die Kleider der Mode unterliegen. - Emmanuil Roidis, 1836-1904

Schlüsselbeinbruch - was tun?

Clavicula-Fraktur fixieren - Operation, minimalinvasiv oder konservativ -wie mit dem Rucksackverband zurechtkommen - welche Hilfen und Hilfsmittel - Unfallarzt, Röntgen und andere Stationen.
Ich bin kein Mediziner. Es gibt Foren und Quellen im Internet, die reichhaltige Informationen bieten. Mit dieser Website will ich einige Hinweise geben und Links nennen. Dies aus den Erfahrungen eines Betroffenen, der mit einem langwierigen Bruch ohne Hilfen oder medizinisches Wissen zurechtkommen muß.

Bitte, lest Euch auch die Berichte, insbesondere das Tagebuch von Judith und ihre eigenen Tipps, durch! Mit Erfahrungen z.B. über den zweckmäßigsten BH konnte ich aus eigener Erfahrung nicht dienen...

Ärzliche Versorgung

Wie wird ein Schlüsselbeinbruch geheilt?



schluesselbein
Am Tage des Unfalles
Der Bildwinkel täuscht - die Knochen haben, von Mitte zu Mitte gemessen, ca. 18 mm Abstand, stehen damit geschätzt um 6 mm auseinander.
clavicula 2005041
Acht Monate später, schräg von oben und von der anderen Seite gesehen. Die Bruchstücke sind durch Callus verbunden (links oben; steife Pseudoarthrose). Das Schlüsselbeingelenk, das dem Schulterblatt oberen Halt gibt, ist auseinandergezogen (der Spalt rechts oben), da das Schlüsselbein um ca. anderthalb Zentimeter verkürzt ist, und muß eine neue Bewegungsabfolge finden.

  1. Konservativ mit einem sog. Rucksackverband. Dieser fixiert die Knochenenden nicht wieder aufeinander. Das ist auch nicht notwendig; sie wachsen aufeinander zu (sog. Callus) und in der überwiegenden Zahl aller Fälle verbinden sie sich letztlich miteinander, um im Laufe der Jahre sogar die ursprüngliche Form wieder anzunehmen. Der Bruch muss eingerichtet werden, wenn der Knick zehn Grad übersteigt oder die Knochen keinen Kontakt haben.
    Der Rucksackverband dient dazu, die Schulter zurückzuziehen und ihr einige Wochen lang auch ohne den Halt des Schlüsselbeines möglichst die natürliche Form und Breite zu geben, sodaß der Bruch ohne Fehlstellung verheilt. Auch der obige Bruch ist nach ca. sechs Wochen ohne weiteren Eingriff wieder zusammengeheilt. Der Rucksackverband war bei mir auch weiterhin eine Erleichterung, weil er die Schultern stabilisierte wie eine Hängebrücke und Belastungen abfing.
  2. Durch einen minimalinvasiven Eingriff. Dieser wird nur in wenigen Kliniken praktiziert. Ich habe von Luzern, Berlin und Köln gehört. Er steht jedenfalls in Köln auch Kassenpatienten offen, wenn man nicht wie ich von einer ahnungslosen Hilfskraft an der Anmeldung einen Termin sechs Wochen nach dem Unfall genannt bekommt (hat sich auf Nachhaken aufgeklärt, war aber trotzdem zu spät für mich). Hierbei wird auf der Seite des Brustbeines ein elastischer Titandraht in den Knochen bis zur Bruchstelle gesteckt und versucht, das andere Bruchstück darauf aufzufädeln. In 85 Prozent aller Fälle soll diese Operation, wenn die Ärzte sie eingehen, gelingen, sonst muss gleich mit der nächstgenannten Methode weiter gemacht werden. Da die Knochenenden als erstes zuheilen, ist diese Operation nur in den ersten Tagen möglich. Weder der Arzt in der Notaufnahme des Krankenhauses Linz a.Rh., noch mein Hausarzt am Ort, noch der später konsultierte Unfallchirurg wiesen mich auf diese Operation oder ihre zeitliche Begrenzung hin; ich bin der Meinung, dass ihnen die Möglichkeit oder wenigstens die Details gar nicht bekannt waren.
  3. Durch eine Operation mit Platte und Schrauben. Diese erfordert ca. vier Tage Verweildauer im Krankenhaus. Diese Operation wird gemeinhin als zu riskant abgelehnt, wenn nicht ein Knochen die Haut durchstoßen hat.
    Wachsen auch mit dieser Fixierung die Knochen nicht richtig zusammen, wird etwas Knochenmasse aus dem besonders wuchsfreudigen Beckenkamm an die Bruchstelle transplantiert.
    Ärzte raten in aller Regel von einer nachträglichen Operation, nur um gleich wieder die Schlüsselbeinknochen ebenmäßig in natürlicher Form wiederherzustellen, ab, insbesondere wenn dadurch die in Heilung begriffenen Knochen-Enden wieder getrennt werden müssten. Auf den Röntgenbildern ist dieser Heilungsprozess übrigens immer nur mit Verzug zu erkennen, wenn sich Calzium einlagert.
    Am 28.4.2010 schreibt mir ein Betroffener:
    "Diese OP wird heutzutage ambulant durchgeführt mit einer,wie in meinem Fall, Verweildauer von wenigen Stunden postoperativ aufgrund der Narkose. Der Schmerzgrad (Wunde) nach der OP hält sich in Grenzen und kann mit handelsüblichen Schmerzmitteln gut kompensiert werden.
    Die Bewegungsfreiheit ist, bei mir, nach 8 Tagen wieder fast komplett hergestellt. Gewohnte Belastung sollte allerdings die nächsten 4-5 Wochen noch vermieden werden.Postoperativ sollte KG mit Wärmebehandlung stattfinden (um die Verspannungen der Schultermuskulatur zu lösen).
    Alles in allem kann ich eine OP mit einsetzen einer Titanplatte nur empfehlen, falls es keine andere Möglichkeit gibt etwaige Fehlstellungen zu korrigieren und der Gesundheitszustand eine OP zulässt.
    Schmerzen minimal, Heilungsverlauf bzw. Normalisierung der Bewegungsfreiheit sehr gut. Arbeitsaufnahme nach bereits 2 Wochen wieder möglich (nicht körperliche Tätigkeit)."

    Es scheint also bei dieser Operation auch positive Erfahrungen bzw. Fortschritte zu geben!
  4. Drahtfixierung. Darüber weiß ich nichts. Bei Abständen wie auf obigem Bild könnte aber jeder Eingriff die Heilungsdauer und anfängliche Festigkeit stark verbessern.

Wieder alleine zuhause - was tun?

Die Sache mit dem Rucksackverband

Diese Tipps gelten vor allem, wenn Du allein im Haushalt lebst.

An- und Ausziehen:

Anziehhilfe, z.B. bei Clavicula-Fraktur

T-Shirts zieht man aus, indem man diese mit dem gesunden Arm im Nacken festhält, sie über den Kopf zieht, sowie erst den gesunden Arm herauszieht und dann das Kleidungsstück auf der gebrochenen Seite den Arm hinunter abstreift. Brillen sind tunlichst vorher abzulegen. Beim Anziehen ist die umgekehrte Reihenfolge einzuhalten.

Beim Ausziehen von Hemden und Jacken ergibt sich die Schwierigkeit, daß man nicht beide Arme nach oben recken oder mit der Hand auf der gebrochenen Seite den Ärmel auf der gesunden greifen und ausziehen kann. Wichtiger als alle anderen Hilfen und Handreichungen erwies sich diese einfache Einrichtung aus der Krokodilklemme eines ausgedienten Starthilfekabels (ähnliche gibt es zum Leimen oder Schweißen), die mit dem Bindfaden an jedem Regal oder z.B. einer Türklinke befestigt werden kann. Man klemmt den Ärmel in der Klammer ein, geht einen Schritt weg, sodaß der Bindfaden straff ist, und dreht sich mühelos aus dem Ärmel.


Nach Festigung des Bruches erwies es sich bei dem Miro-Rucksackverband sogar als möglich, diesen selbst anzulegen und auszuziehen.
Zum Ausziehen kann man bei ihm mit einigen Verrenkungen die Lasche auf der gesunden Seite greifen und aufziehen. Beim Lohmann-Rucksackverband sitzt diese durch den gesonderten Rückenriemen zu tief, dort bekommt man sie auf der kranken Seite zu fassen (zum Wiederanziehen habe ich aber bei diesem Modell keine Lösung gefunden).
Zum Anlegen des Miro-Verbandes stelle ich die Schlaufe, die für die gebrochene Seite gedacht ist, auf die endgültige, feste Weite ein, streife ihn über den Arm und ziehe das Rückenstück, wo die Riemen zusammenkommen, über den Kopf hoch und dann hinunter zwischen die Schulterblätter, und habe den Riemen auf der gesunden Seite so weit offen wie möglich gestellt. Nun muß hier der Arm durchgesteckt werden, wobei mit Sicherheit der Ellbogen hängen bleibt. Daher wird diese Schlinge vorher an die Anziehhilfe gehängt, dann geht's. Nun kann man den Klettverschluß greifen und auf das gewünschte Maß festziehen.
Die Fähigkeit, den Rucksackverband selbst aus- und anzuziehen, bedeutet natürlich eine große Erleichterung, denn man kann ihn jetzt beschwerdefrei über dem Hemd tragen.
Warnung: wer sich diese Verrenkungen zu früh zutraut, sodaß sein Bruch wieder aufgeht, soll bitte nicht mich verantwortlich machen.
Nachtrag (April 2007): bei mir stellte sich heraus, daß es einige Bänderrisse gab, die unbehandelt geblieben waren. Während der Heilungszeit von ca. anderthalb bis zwei Jahren war daher der Rucksackverband die einzige Stütze, die starke Schmerzen verhinderte. Bei einem reinen Schlüsselbeinbruch sind so lange Tragezeiten für einen Rucksackverband, wie oben geschildert, nicht dienlich.

Psychisches (Warnung)

Gemütsmenschen unter den Fachleuten mögen dir anbieten, ein stärkeres Schmerzmittel zu verschreiben, um Ängste und Schwierigkeiten zu bewältigen
und damit ist dein Problem für sie erledigt. Du stehst dem Problem aber ganz anders gegenüber. Gibt es Komplikationen, kannst Du auch mal in Panik geraten. Versichere dich der Unterstützung deiner Freunde und sorge für Alternativen, die du akzeptieren kannst, wie Wandern statt Kampfsport oder Heimarbeit für den Lebensunterhalt.

Am 15.5.2008 erreichte mich folgende E-Mail, die ich als
Gastkommentar
hier bekannt gebe:

Schlüsselbein, Krokodilklemme
 Datum: 15.05.2008 05:31
 Von: (...).at>
 An: hannes.birnbacher@gmx.de
 
Hallo Hannes,

habe mir vor einer Woche das linke Schlüsselbein gebrochen.

Ich bin zwar in unserem UKH gut aufgehoben, aber wie die Knochen
zusammenwachsen entspricht nicht so meinen Idealvorstellungen.

Auf jeden Fall möchte ich dir für deine Homepage danken und muss ein wenig
schimpfen: Spätestens bei der Krokodilklemme konnte ich mich vor Lachen
nicht mehr halten, und du weißt ja wie gut ein Lachanfall in der ersten
Woche tut! Allerdings war ich danach total locker und fühlte mich echt gut.
Dabei dachte ich, meine Lösungen der Schlüsselbeinbruch-Single-Problematik
waren schon ausgefallen. Vielleicht sollten wir ein Computerspiel wie Crazy
Machines entwerfen, nur eben mit verschiedenen Verletzungen und zu lösenden
Alltagsaufgaben.

Mit Dank, ganz lieben Grüßen aus Kärnten und den allerbesten Wünschen
Bewerbungen für die Mitgliedschaft in einer Arbeitsgruppe mit dem Ziel, ein Computerspiel a la "Handicaps einarmig überwunden" zu entwickeln und zu vermarkten, werden gerne angenommen!

Schmerzmittel

Überflüssig zu betonen, daß ich kein Sachverständiger bin. Einige Schmerzmittel kenne ich aus eigener Erfahrung, die ich nachstehend schildere. Es sind meine Erfahrungen und Reaktionen, nicht Aussagen über die genannten Mittel und Fabrikate!
Ich würde grob drei Phasen unterscheiden:

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Stand: 29.06.2005

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